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1941 -  im Mai war es  -                                        ... und nun ist Januar  2019                                         

 - und es war Krieg in Deutschland

- und die Zerstörung  Aachens (und Kölns und ...) war nicht mehr aufzuhalten

​...und meine Mutter hatte es schwer mit mir und wäre bei meinem Erscheinen fast draufgegangen...

Wir haben den Krieg überlebt, auch mein Vater, der ausgemergelt 1949 aus einem russischen Lager zurückkam.

Ich konnte ab 1945 regulär eine Schule besuchen, eine Schule, in der nichts regulär war, außer dem zufällig heil gebliebenen Gebäude.

Es war in Lemgo, wo ich Lesen, Schreiben, Hungern und dunkelhäutige Soldaten kennenlernte.

Bevor ich in meine Geburtsstadt zurückkehren konnte, fand die Familie Unterkunft in einer alten Eifel-Villa an der Rur . Als Fremde, Zugezogene, Flüchtlinge in einer leicht inzestuös wirkenden Gesellschaft uns abweisend gesinnter Dörfler. Ich war immer alleine - sprachlos im gelernten Hochdeutsch der niedersächsischen Provinz.

Höhepunkte: Ich durchquere als Nichtschwimmer die Frühjahrsrur, erklettere bröckelnde Rotsandsteinfelsen und rauche die Zigarrenstumpen meines Großvaters in einer seiner Pfeifen auf.

Als ich 1953 nach Aachen zurückkomme, gibt's zuerst mal keine Natur, sondern nur Trümmer. Auch hier kann man klettern. Wichtiger aber ist: Ich finde um die Ecke einen Freund, mache Sport und werde meinem Vater gegenüber renitent.

Ich wechsle von der Realschule, in der ich durch Faulheit, Kreativität im „Werk- und Malunterricht“ auffalle, gegen den Rat der Pädagogen zum Gymnasium. Dort die gleichen Auffälligkeiten und die Idee meines Vaters, der Berufsberater geworden ist, mir einen brotlosen Weg zu gestatten: Wir kontaktieren den Aachener Künstler Karl Fred Dahmen, der sich meine Mappe voller Versuche ansieht und meint: Naja, wenn ich noch viel übte, dann .. gut, mehr könne man da noch nicht sagen.

Ich dilettiere also weiter bis zum Abitur, beginne reichlich desorientiert einige Studiengänge und werde schließlich Deutsch- und Französischlehrer an einem Gymnasium in Köln.

Nach Köln zu ziehen war die Konsequenz aus mehreren Umständen. Aachen war für mich in den 50er und 60er Jahren dumpf, stickig, beklemmend; der Inbegriff spießigen Denkens. Aachen lähmte mich. Was gab es dort Positives (damals)?: Die Stadt war für mich mit Phänomenen verbunden, die widersprüchlich waren, doch in ihrem Widerspruch schnell zum restriktiven Saubermanntum ausschlugen: Es gab ein wenig moderne Kunst, doch keine Galerien; es gab ein unvergleichlich reiches Kino-, wie auch ein gute Film-Angebot; es gab den tiefen, weit nach Belgien reichenden Wald; es gab lange Zeit Ruinen und Trümmer, in denen „Spielen“ ein Abenteuer war, und es gab Konzerte unter Sawallisch. Doch die Liebe der Aachener – jedenfalls damals – galt den gerittenen, denkmalgeschützten Pferden (Winklers „Halla“ wäre fast heilig gesprochen worden), Adenauers beschwörender Slogan „Keine Experimente“, den Kirchenkrieg (von der Kanzel bis hin zum Anschlag im Kirchenvorraum) gegen die Zersetzung der Moral durch "Machwerke" wie „La Dolce Vita“ (Fellini), „Das Schweigen“(Bergmann) und verderbliche Literatur wie Hesses „Narziss und Goldmund“ oder Sagans „Bonjour Tristesse“; dann gab es natürlich Kneipen über Kneipen (größte Nachkriegsdichte pro Kopf und Rachen – warum wohl? -) und die Printen – bis heute. Obwohl: ich mag Printen, und Aachen macht mit diesem touristenaffinen Gebäck gute Geschäfte, besonders seit Ende des 20. Jh.s ein Unternehmer, der Herr Nobertz, gen. „Beau Brüllbecke“, ein Doktor der Betriebsamkeitswissenschaften, der sein Studium durch schweißtreibenden Einsatz finanzierte (anfangs als beim TK Kurhaus Aachen aufgezogener Tennisspieler und dann als Star beim  "BZ  Boris Bayern", dem heutigen Bundesliga vergleichbaren Ballspiel-Zentrum). Heute lotst der eventbesessen Geschäftsmann die Reichen und Schönen in die Grenzstadt, ein Werdegang, der mich nicht ereilen konnte, da wir nach Biersuppe und Armem Ritter nicht gewagt hätten, das Terrain der besseren öscher Gesellschaft zu betreten.                                                                                           

Idealistisch gesinnt, katholisch moralverdorben und aus Furcht, vorzeitig zu altern, wollte ich nach München an die Filmhochschule, landete jedoch mangels Mut zum Risiko an der barocken Uni im gemütlichen Bonn, wo ich ein Philosophie- und Geografiestudium abbrach. In Köln war ich dann anschließend Beobachter und Sympathisant der 68er, wurde nicht zum Bund eingezogen, da meine Unterlagen bei einem Brand meines zuständigen Kreiswehrersatzamtes verbrannt waren. Währen eines Jahres als Schul-Assistent in Burgund lerne ich endlich passabel Französisch und konnte nach dem Staatsexamen als Deutsch- und Französischlehrer auf die jungen Leute losgelassen werden.

Vom Lehrersein will ich nur das Allernötigste sagen. Pensioniert, denke ich heute mit großer Sympathie an meine Schüler. Ihnen hätte ich mehr gegönnt als ich zu leisten imstande war.  Reserviert denke ich an meine Kollegien, in denen kritisches Denken und kollegiales Handeln für viele unter den bestehenden Bedingungen ein eher kümmerliches Dasein fristete. Resigniert ärgerlich jedoch denke ich an das gesamte deutsche Schul- und Bildungssystem, für das unser Staat kaum Geld hat, und das eher eine fantasielose, lieblose und wissenschaftlich unterernährte Beamtenschaft in Form hält, einer Form, die dem, was ich unter Bildung und Pädagogik, unter Lehre und Erziehung und unter Leben und Lernen verstehe, in weiten Teilen nicht entspricht. Doch wer wie Sancho Panza einem Feuerkopf zugesehen hat, der wird sich sagen: Was helfen hier Einsicht und Klagen? Außerdem ist die Schule nicht das Leben. Das Leben ist beweglicher, reicher.

Und schon bin ich wieder bei meinem sogenannten „Zeitvertreib“, ein noch unzutreffenderes Wort als Hobby. Begeisterung und Befriedigung sind meine Triebfedern als 12jähriger, als 21jähriger, mehr noch als 40jähriger, und als 70jähriger gibt mir die Kunst jene Nahrung, die ich zum Überleben brauche.                                                                   

 Ich heiratete eine schöne, kluge Frau. Wir bekamen eine Tochter. Und ich möchte hier bemerken, dass ich mehr an ihnen hänge als am Schreiben, am Fotografieren, am Zeichnen und Malen. Ich bin ein zweigleisiger Zwilling: "Anhänger" meiner Nächsten, auf Gleis 2 Draisine. Die treibe ich an und die bringt mich weiter.

2003 war ich "Privatier". Bis heute mache ich Kunst - d.h. eine Art von dem, was ich darunter verstehe. Meinen "künstlerischen Werdegang" fasse ich kurz zusammen: 

1945 - 1955 „Schlummerzeit“: Häufige Betrachtung der elterlichen Bildbände „Meisterwerke“ der Renaissance, ...des Barock, … der Romantik und … des Realismus, wobei der erste Band meine Aufmerksamkeit vornehmlich auf die Darstellung mythologischer Figuren wie Venus, Leda und Danaȅ zieht. Auszeichnungen: Klassentafel-Gemälde während der „Kunst-Stunden“ in der Realschule (Lehrer unbekannt).

1955 - 60 anfallweises Gestalten von Blättern mit Zeichenstift und Temperafarben – ohne Anleitung, doch mit Anregungen aus einem Buch „Die Zeichenschule“ sowie Knaurs' „Lexikon der modernen Kunst“, woraus mir übrigens vor allem Max Ernsts Gemälde „Jardin de la France“ und Salvatore Dalis „Traum verursacht durch den Flug einer Biene um einen Granatapfel eine Sekunde vor dem Aufwachen“ in Erinnerung geblieben ist. Mein Motto an der Wand hieß damals noch ganz brav „Nulla dies sine linea“, war jedoch eher der Besorgnis geschuldet, mein Vater könnte es nicht gutheißen, die Schule zu vernachlässigen.

1960 erster Unterricht bei Herrn Wunsch in Herzogenrath, der mir Grundlagen des Zeichnens vermittelt.

1961 – 1970 Kleine autodidaktische Farbarbeiten.

1971 – 1990 Gelegentliches autodidaktisches Zeichnen und Malen (Tempera) im Hausatelier in Hürth b. Köln.

1992 – 1994 Zeichnen und Malen bei Reisen in Frankreich, Italien, Belgien, Niederlande, Schweden

  • 2001 und 2002 jeweils Teilnahme Gemeinschaftsausstellung im Atelier Pitro-Riedel.

  • 2003 Gemeinschaftsausstellung von Hürther Künstlern auf Einladung des AHK Hürth im Löhrerhof .

  • APERTO  Einzelausstellung in Much/Hevinghausen im Haus Birgid und Christoph Heil.  

  • 2013/14 IN BEWEGUNG  Einzelausstellung  in Niederkassel/Bonn,  gr. Atelierraum der Modedesignerin M.L. Schulte-Kitzing       

       Ausstellungen der letzten Jahre  (Auswahl):

  • 2015 AusstellungGruppenausstellung der im  Künstlerforum Bonn,

  • 2017 Ausstellung DIE WELT GEHT IN STÜCKE, KUNST AUFS GANZE,  Bonner Kunstgruppe im Künstlerforum Bonn                   

  • 2018 Ausstellung ÜBRIGENS, Kunstgruppe im Haus an der Redoute,Bad Godesberg,

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